Bereits seit Herbst 2020 stellt sich die Rohstoffsituation in der Lack- und Druckfarbenindustrie als sehr angespannt dar. Neben massiven Preissteigerungen kam es immer wieder zu Versorgungsengpässen, ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Ungeachtet des zweiten Lockdowns lief die Produktion im Herbst in der Lack- und Druckfarbenindustrie auf hohem Niveau. Die Bautenfarben profitierten vor allem im DIY-Segment von einer Sonderkonjunktur. Auch bei den Industrielacken stieg die Produktion wieder deutlich an. Gleichzeitig kam es in Asien zu einem länderübergreifenden Aufschwung mit der Folge deutlicher Produktionssteigerungen, die zu einer erheblichen Ausweitung der Rohstoffnachfrage führte. So wurden weniger Rohstoffe nach Europa exportiert.
Zusätzlich verschärft wurde der Rohstoffengpass noch durch die Verknappung von Transportkapazitäten, verursacht vor allem durch mangelnde Verfügbarkeit von Containern. So schrumpfte der Rohstoffwarenstrom nach Europa erheblich.
Umfrage des VdL bei den Mitgliedsfirmen
Der VdL führt bei den Mitgliedsfirmen regelmäßig Umfragen zur Rohstoffpreisentwicklung durch und schreibt bereits seit vielen Jahren einen für die Lack- und Farbenhersteller passenden Rohstoffpreisindex fort. Um die heftigen Auswirkungen unserer Branche bezüglich der Rohstoffpreiserhöhungen zu verstehen, muss man sich den vom VdL geschaffenen Index etwas näher ansehen. Die Gewichtung der Komponenten, die als Rohstoffe in die Formulierung von Lacken, Farben und Druckfarben eingehen, sind im nebenstehenden Schaubild erläutert.
Verteuerung der Bindemittel
Gab es in der Vergangenheit häufig deutliche Erhöhungen bei den Lösemitteln, Pigmenten, Titandioxid und Zusatzstoffen, sind nun seit Ende 2020 zusätzlich die Bindemittel von zum Teil massiven Preissteigerungen betroffen. Diese gehen aber zu 50 Prozent in den Index ein, haben also ein wesentlich größeres Gewicht als die übrigen Komponenten. So haben sich beispielsweise die Epoxidharze seit Mitte vergangenen Jahres um deutlich mehr als 50 Prozent verteuert, aber auch die Acrylate sind sehr stark im Preis angestiegen.
Insgesamt verteuerten sich die Rohstoffe bisher um 21,5 Prozent im Vergleich zu 2020, was aufgrund eines Kostenanteils von rund 50 Prozent für die Herstellung von Lacken und Farben letztendlich zu einer Produktverteuerung von mehr als 10 Prozent führte.
Im Vergleich zum Preisindex für die Lebenshaltung und dem Erzeugerpreisindex unserer Branche kann man die Entwicklung des Rohstoffpreisindexes zum Allzeithoch in der Dimension gut nachvollziehen.
Unabhängig von der enormen Rohstoffpreisverteuerung ist die Lack- und Farbenindustrie noch zusätzlich von der mangelnden Verfügbarkeit der Rohstoffe betroffen. Eine Reihe von „Force Majeure“-Meldungen sowie Lieferverzögerungen machen der Branche zurzeit zu schaffen. So ist häufig nicht bekannt, wann wieder ausreichend geliefert werden kann. Die angespannte Situation bei den Rohstoffen wird voraussichtlich noch über den Herbst 2021 hinaus anhalten.