Nachhaltigkeit und Ressourcen

PEF: Ökologischer Fußabdruck für Farben

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Sobald Unternehmen ein Produkt in mehreren Ländern der Europäischen Union gleichzeitig umweltfreundlich vermarkten möchten, stehen sie vor einer verwirrenden Auswahl nationaler Umweltzeichen und Methoden zu Umweltleistungen. Eine Initiative der EU-Kommission bietet eine Lösung an.

In der EU gibt es mehr als 200 Umweltzeichen, weltweit sogar mehr als 450, und es gibt mehr als 80 Methoden nur für CO2-Emissionen. Um unterschiedliche nationale Märkte zu bedienen, müssen Unternehmen oftmals mehrere Zeichen und Methoden für ein Produkt anwenden. Das Fehlen eines einheitlichen Vorgehens führt zu hohem Aufwand und Kosten für Unternehmen und zu Verwirrung bei den Verbrauchern.

Ein europäischer Standard für umweltfreundliche Produkte

Im Rahmen der Initiative „Schaffung eines Binnenmarktes für grüne Produkte“ hat die Europäische Kommission den Product Environmental Footprint (PEF), auf Deutsch: Umweltfußabdruck für Produkte, als europäisch harmonisierte Methode zur Messung der Umweltleistungen von Produkten vorgeschlagen. PEF soll eine „grüne“ Marktwirtschaft fördern, indem Unternehmen eine Vermarktung umweltfreundlicher Produkte in Europa erleichtert wird und Verbrauchern ermöglicht wird, umweltfreundliche Produkte künftig besser zu erkennen. Damit das Ziel einer europaweit einheitlichen Methodik erreicht wird, unterliegt PEF strengen Regeln. In Zusammenarbeit mit Unternehmen verschiedener Branchen wurden die Product Environmental Footprint Category Rules (PEFCRs) entwickelt.

Für den Sektor Bautenanstrichmittel war der europäische Farbenverband CEPE an der Pilotphase und Ausarbeitung der produktspezifischen Regeln für „Decorative Paints“ beteiligt.Die PEF-Methodik ist eine Ökobilanz-Methode (LCA, Life Cycle Assessment), die als standardisierte Methode zur Quantifizierung aller relevanten Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen sowie ressourcenbezogenen Belastungen von Produkten konzipiert wurde. Diese baut auf internationalen Standards auf, z. B. ISO 14040 und 14044, folgt aber noch weiteren produktspezifischen Anforderungen. Zudem gibt es im Gegensatz zu den klassischen Ökobilanzen ein standardisiertes Set an LCIA-Daten (Life Cycle Impact Assessment), welches eine höhere Vergleichbarkeit der Ergebnisse schaffen soll.

Umsetzung von PEF im Baubereich

Die Einführung von PEF stellt die nachhaltige Bauprodukte- und Gebäudebewertung vor neue Herausforderungen. In Europa hat sich im Baubereich für die ökologische Bewertung von Gebäuden die Environmental Product Declaration (EPD, dt. Umweltproduktdeklaration), basierend auf einer Ökobilanz und durchgeführt nach der europäischen Norm DIN EN 15804, etabliert. In der europäischen Bauproduktenverordnung (BauPVo, Verordnung EU 305/2011) wird zudem gefordert, dass zur Bewertung der nachhaltigen Nutzung der Ressourcen und zur Beurteilung der Auswirkungen von Bauwerken auf die Umwelt Umwelterklärungen (Environmental Product Declaration – EPD), herangezogen werden sollten. Damit begann sich die EPD endgültig auf dem europäischen Markt durchzusetzen und Hersteller investierten in die Erstellung von EPDs ihrer Produkte. Aus diesem Grund hat die EU eine Harmonisierung der lebenszyklusbasierten Methoden angestrebt. Dazu wurden die Berücksichtigung der Lebenszyklusphasen und die Berechnung der Wirkungskategorien der EPD an PEF angeglichen. Mit dieser Anpassung werden sich zumindest die 16 Wirkungskategorien im Baubereich langfristig etablieren.

Die grüne Zukunft der Produktinformationen

Bisher hat die Europäische Kommission sich noch nicht entschieden, wie die PEF-Methodik in das bestehende System der umweltbezogenen Produktinformation eingeordnet werden soll. In der Initiative „Green Claims“ zum Europäischen Green Deal heißt es, dass Unternehmen, die Umweltaussagen für Produkte treffen, diese künftig mit einer Standardmethodik zur Bewertung der Umweltleistungen untermauern sollen. Umweltleistungen von Produkten sollen damit europaweit zuverlässig, vergleichbar und überprüfbar werden. Damit ist die Einführung von Umwelt-Benchmarks für Produkte absehbar.


Für ein „Life Cycle Impact Assessment“ wird der gesamte Lebenszyklus eines Produkts betrachtet, von der Rohstoffbeschaffung bis hin zur Entsorgung:


Die Umweltauswirkungen werden in 16 Wirkungskategorien angegeben:

globale Erwärmung – biogen, Landnutzung und Landumwandlung; Ozonabbau; Humantoxizität – mit Kanzerogenität; Humantoxizität – ohne Kanzerogenität Feinstaub; ionisierende Strahlung – menschliche Gesundheit; photochemische Ozonbildung – menschliche Gesundheit; Versauerung; Eutrophierung – terrestrisch; Eutrophierung – marin; Eutrophierung – Süßwasser; Ökotoxizität; Landnutzung; Wasserverbrauch; Ressourcennutzung – Mineralien und Metalle; Ressourcennutzung – Fossilien.


Weitere Infos zum PEF finden Sie hier.


Dr. Sandra Heydel
arbeitet beim Verband als Referentin
Technische Gesetzgebung mit Schwerpunkt
Bauprodukte, Innenraumluft und Nachhaltigkeit.
heydel@vci.de