VdL-Präsident Dr. Harald Borgholte hat auf der Jahrespressekonferenz die aktuellen Wirtschaftszahlen der Farbenbranche vorgestellt: Demnach sank der Inlandsabsatz 2024 um 4 %, während der Umsatz um 3 % zurückging. Besonders unter Druck standen dabei Bautenfarben und Industrielacke. Auch für 2025 bleiben die Erwartungen pessimistisch, so Borgholte am Montag (11.02.2025) in Frankfurt am Main. Zusätzliche Unsicherheiten ergeben sich durch die Handels- und Wirtschaftspolitik.
Das Jahr 2024 war für die Lack- und Druckfarbenindustrie wie erwartet herausfordernd, mit einem Rückgang der Verkaufsmenge um 4 % auf 1,4 Millionen Tonnen. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um knapp 3 % auf 5,9 Milliarden Euro, berichtet VdL-Präsident Dr. Harald Borgholte auf der Jahrespressekonferenz des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL). Die gesamtwirtschaftliche Schwäche belastet demnach die Lack- und Druckfarbenindustrie erheblich, sodass die Marktsituation auch für das kommende Jahr angespannt bleibt: Der Verband erwartet eine weiterhin rückläufige Entwicklung und prognostiziert für den Gesamtmarkt einen Rückgang der Verkaufsmengen um 2,5 %.
Industrielacke
Der vielfältige Sektor der Industrielacke ist besonders von der Schwäche des verarbeitenden Gewerbes belastet. Die wichtigste Abnehmerbranche im Bereich der Industrielacke war 2024 die Automobilserie mit einem Umsatz von 600 Millionen Euro. Es folgten der Bereich Autoreparaturlacke mit 532 Millionen Euro und der Bereich Metallerzeugnisse mit 390 Millionen Euro. Die Inlandsnachfrage ist hier 2024 um 3 % geschrumpft. Ursächlich sind die Rückgänge im Bereich Möbel und Holz und in der allgemeinen Industrie. Möbel- und Holzlacke verzeichneten im vergangenen Jahr einen Nachfragerückgang von 7 %, während die allgemeine Industrie einen Rückgang von 5 % hinnehmen musste, berichtet Borgholte. Für 2025 erwartet der VdL einen Nachfragerückgang von 1 %. Allein der Bereich Korrosionsschutzbeschichtungsstoffe zeigt sich, veranlasst durch staatlich finanzierte Straßen- und Energieprojekte, stabil und erwartet ein Mengenwachstum von 4 %.
Bautenfarben
Die verkauften Mengen an Bautenfarben sind 2024 mit minus 5 % deutlich zurückgegangen. Grund für die negative Entwicklung sind unter anderem rückläufige Umsätze im Wohnungsbau. Der Do-It-Yourself-Bereich (DIY) hat 2024 einen Rückgang der Menge um 4 % verzeichnet, während der Profi-Sektor sogar um 6 % zurückgegangen ist. Angesichts der anhaltend schwierigen Lage in der Bauwirtschaft zeichnet sich für 2025 ein ähnlich negatives Bild ab. Der VdL prognostiziert eine Reduktion der verkauften Mengen um 3 %. Erst ab 2026 kann demnach von einer Erholung bei der Nachfrage nach Bautenanstrichmitteln ausgegangen werden, da dann mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage im Baugewerbe gerechnet wird.
Druckfarben
2024 wurden auf dem deutschen Markt 177.000 Tonnen Druckfarben im Wert von 738 Millionen Euro verkauft. Das bedeutet deutliche Rückgänge von rund 2 %, die vor allem auf Einbußen im Bereich Publikationsdruck zurückzuführen sind, während der Verpackungsdruck leicht wachsen konnte. Der weiter schrumpfende Publikationsdruck verursacht für 2025 erwartbar einen Gesamtrückgang von 2 %.
Importe und Exporte
Auch der internationale Handel entwickelte sich schwach: 2024 wurden Waren im Wert von 3,6 Milliarden Euro exportiert, rund 2 % weniger als im Vorjahr. Die Umsätze aus Importen sanken deutlich (-7 %). Insgesamt wurden Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro importiert. Für 2025 erwartet der VdL moderate Zuwächse bei den Exporten, begünstigt durch eine leicht anziehende Konjunktur im Ausland. Die Importe stagnieren voraussichtlich aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche im Inland.
In seiner Analyse konnte Präsident Borgholte zunächst wenig Hoffnung auf farbigere Zeiten machen. Zu abhängig sind die Lack- und Druckfarbenhersteller von der Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Zusätzliche Unsicherheitsfaktoren ergeben sich aus den angekündigten US-Zollerhöhungen sowie dem wirtschaftspolitischen Kurs der deutschen Regierung nach den Neuwahlen. „Trotzdem: Wir feiern in diesem Jahr 125 Jahre deutsche Lackindustrie. In diesen Jahrzehnten haben unsere Unternehmen viel schwierigere Zeiten überstanden. Wir sind daher zuversichtlich, auch diese Herausforderungen mit Resilienz und großer Innovationskraft zu meistern“, blieb Borgholte positiv.
„Wir fordern Bürokratieabbau und aktive EU-Politik“
Um sich vom wirtschaftlichen Druck befreien zu können, bedarf es eines neuen politischen Mindsets, betonte VdL-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Kanert im politischen Teil der Pressekonferenz. „Die Unternehmen der Lack- und Druckfarbenindustrie sehen sich mit einer Unmenge immer detaillierterer Vorschriften, Dokumentations- und Berichtspflichten konfrontiert. Jedes Jahr müssen mehr Ressourcen aufgewendet werden, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Darüber hinaus hegen wir die Befürchtung, dass die Umsetzung bestehender und unter der angekündigten Revision der Chemikaliengesetzgebung zu erwartender Maßnahmen dazu führt, dass die Rohstoffbasis weiter schrumpft.“ Inzwischen bewege sich aber etwas in Brüssel, und die Industrie schaue mit Hoffnung auf den angekündigten Clean Industrial Deal der EU-Kommission, der die Bedürfnisse der Unternehmen stärker berücksichtigen will. Mit Spannung schaue man nun auch nach Berlin. „Der VdL hat unsere Forderungen an die Politik klar kommuniziert. Nun hoffen wir darauf, dass eine neue Bundesregierung den Bürokratieabbau entschlossen angeht und sich proaktiv in den europäischen Gesetzgebungsprozess einbringt“, so Kanert abschließend.