Der Umsatz der in Deutschland hergestellten Lacke, Farben und Druckfarben überschreitet im Jahr 2016 wie auch im Vorjahr die Acht-Milliarden-Euro-Grenze. Von den produzierten 2,6 Millionen Tonnen Lacken, Farben und Druckfarben werden 1,76 Millionen Tonnen in Deutschland verarbeitet. Die Inlandsumsätze 2016 werden vom Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) mit 5,5 Milliarden Euro beziffert. 2016 wurden davon 570 Millionen Tonnen im Wert von 2,97 Milliarden Euro an industrielle Abnehmer verkauft.
Der Industrielacksektor gliedert sich in viele, zum Teil sehr kleine und hochspezialisierte Teilmärkte. Die Hersteller von Industrielacken haben sich in den letzten Jahren sehr stark auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen konzentriert, viele Mitglieder des VdL sind in Nischen tätig. Der Gesamtbereich der Industrielacke entwickelt sich 2016 mit einem Zuwachs von 1,3 Prozent bei den verkauften Mengen und 2,6 Prozent bei den Umsätzen recht ordentlich.
„Eine Ursache für die gute Entwicklung ist der so genannte indirekte Export, beispielsweise in der Autoindustrie oder im Maschinenbau“, sagte Dr. Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer des VdL. Von den 5,7 Millionen PKW, die 2016 in Deutschland hergestellt werden, gehen 4,4 Millionen in den Export. Die anhaltend große Beliebtheit deutscher Autos im Ausland hat bei den Autoserienlacken zu einem Plus von zwei Prozent geführt, und die gestiegenen Exporte bei Maschinen und Anlagen haben einen leichten Zuwachs der Verkäufe von Lacken für den Maschinenbau bewirkt.
Küchenmöbel sind der Renner
Ähnlich sieht die Situation in den Industriebereichen aus, die primär für den Inlandsmarkt fertigen: Holz- und Möbellacke hatten in diesem Jahr einen leichten Anstieg von einem Prozent zu verzeichnen. Die besten Ergebnisse erzielten dabei Lacke für Küchenmöbel. Die privaten Endverbraucher investieren im Moment offensichtlich in ihre Küchen und zwar durchaus in höherwertige Fabrikate. Dazu passt, dass auch die Hersteller von Elektro- und Haushaltsgeräten mehr Lack nachgefragt haben.
Für die Industrielacke wird im kommenden Jahr 2017 eine leicht abgeschwächte Entwicklung gegenüber 2016 erwartet, vor allem wegen einer nachlassenden Dynamik beim Export von Investitionsgütern. Auch der indirekte Export wird nur noch um etwa ein Prozent wachsen. Davon wird vor allem der Absatz von Autoserienlacken betroffen sein, hier geht man von einer Abschwächung des Wachstumstrends von zwei Prozent auf 1,5 Prozent aus. Die Entwicklung bei Beschichtungsstoffen für den Maschinenbau wird auch 2017 von leichten Zuwächsen gekennzeichnet sein, da insbesondere aus dem Ausland hochwertige Maschinen mit häufig sehr speziellen Lacksystemen nachgefragt werden.
Konsequenter Korrosionsschutz schont öffentliche Kassen
Eine Sonderstellung unter den Industrielacken nimmt der Markt für Korrosionsschutz-Beschichtungsstoffe ein. Eisen und Stahl sind technisch hervorragende Baumaterialien, die flexible Konstruktionen für vielfältige Einsatzzwecke ermöglichen. Stahlbauwerke wie Brücken, Tragwerke und Masten, Kraftwerke, Rohrleitungen und Anlagen sind allerdings vielfältigen Umwelteinflüssen ausgesetzt. "Rostfraß vernichtet weltweit pro Sekunde etwa fünf Tonnen Stahl; in Deutschland verursacht Korrosion jährlich einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von rund 90 Milliarden Euro“, erläuterte Engelmann. Korrosionsschutz-Beschichtungsstoffe seien die einzigen Materialien, die nahezu unbegrenzt Reparaturen und vollständige Erneuerungen des Korrosionsschutzes ermöglichen. Ein wesentlicher, zusätzlicher Vorteil seien die farbigen Gestaltungsmöglichkeiten.
Wesentliche Nachfrager sind die Eigentümer der öffentlichen Infrastruktur, in erster Linie also die öffentliche Hand, Transport- und Energieversorgungsunternehmen. „Obwohl hinlänglich bekannt ist, dass die öffentliche Infrastruktur in keinem guten Zustand ist und man somit vermuten müsste, dass der Korrosionsschutz eine boomende Branche ist, kann in diesem Jahr nur ein ganz leichtes Plus von einem Prozent festgestellt werden“, führt Engelmann weiter aus. Dieser schwache Zuwachs sei umso verblüffender, wenn man berücksichtige, dass hohe Summen für die Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur bewilligt sind. Allerdings könne der Investitionsstau nur sehr langsam abgearbeitet werden, da bei vielen Behörden in den letzten Jahren Fachpersonal abgebaut wurde, das benötigt würde, um Infrastrukturprojekte zu planen, auszuschreiben und zu begleiten. Für das Jahr 2017 haben die Branchen-Experten wenig Hoffnung, dass das Wachstum bei den Korrosionsschutz-Beschichtungsstoffen über ein Prozent hinausgehen könnte.
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