Die konjunkturelle Lage in Deutschland trübt sich weiter ein – inzwischen geht man davon aus, dass das Wirtschaftswachstum 2022 nur noch marginal sein wird, für 2023 wird sogar ein Rückgang von bis zu 1 Prozent erwartet. Farben und Lacke leiden mit der Chemieindustrie.
Das Weltwirtschaftswachstum wird zunehmend schwächer, vor allem China erreicht aufgrund der nach wie vor restriktiven Coronapolitik nur noch mäßige Wachstumsraten. So hat sich auch die Konjunktur im Euroraum weiter eingetrübt, hier ist die Betroffenheit aufgrund der kriegerischen Handlungen in der Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen natürlich größer als in den USA und Asien.
Die durch die hohe Inflation ausgelösten relativ kräftigen Zinserhöhungen der EZB belasten die wirtschaftliche Entwicklung zusätzlich, Investitionen werden zurückgestellt, vor allem im Baugewerbe. Bis weit ins Jahr 2023 wird es keine Besserung geben, solange die Energiepreise auf dem aktuell hohen Niveau verharren. Besonders betroffen von den hohen Gas- und Strompreisen sind die energieintensiven Branchen des produzierenden Gewerbes wie z.B. die Stahlerzeugung.
Es sind bereits erste Produktionskürzungen zu registrieren, was aufgrund der großen Verflochtenheit der Bereiche auf das gesamte verarbeitende Gewerbe ausstrahlt.
Aufgrund der negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung müssen wir die Prognose für unsere Branche nochmals nach unten korrigieren. Nach den Bautenfarben geraten jetzt auch die Industrielacke im zweiten Halbjahr 2022 ins Minus.
Insgesamt wird der Markt für Lacke und Farben im Jahr 2022 nach derzeitigem Stand um rund 8 Prozent zurückgehen. Dabei ist das Minus bei den Bautenfarben mit 11 Prozent schon drastisch, bei den Industrielacken beträgt der Rückgang nur 1 Prozent – im ersten Halbjahr war ja noch ein kleines Plus zu verzeichnen.
Die weiteren Aussichten sind nicht sonderlich rosig, es wird viel davon abhängen, wie stark eine eventuell auftretende Gasmangellage die Energiepreise weiter nach oben treibt. Nach einer Umfrage des VdL bei den Mitgliedsfirmen erwarten fast drei Viertel der Unternehmen negative Folgen aufgrund der anhaltend hohen Energie und Rohstoffpreise. Diese können sich äußern in Produktionskürzungen, Verlagerung der Produktion ins preiswertere Ausland oder Arbeitsplatzabbau. Gut ein Drittel der Firmen hält die Situation im Laufe des kommenden Jahres dann sogar für existenzbedrohend.