Bereits vor der Corona-Pandemie gab die wirtschaftliche Entwicklung in fast allen Branchen-Sektoren nach. 2020 wird die Konjunktur wohl in eine gewaltige Rezession rutschen. Eine grundsätzliche gesunde Struktur und vorsichtiger Optimismus lassen die Branche aber für 2021 hoffen.
Die schwierige wirtschaftliche Situation vieler Schlüsselbranchen führte 2019 zu einem Absatzrückgang von Farben und Lacken in Deutschland von knapp 2 Prozent, einem ähnlichen Wert wie 2018. Auch der Umsatz war mit 1,3 Prozent rückläufig. Die relativ geringe Erhöhung des Durchschnittspreises basiert primär auf einer Änderung des Produktmixes, in dem die Innenwandfarben deutlich an Bedeutung gewonnen haben. In einzelnen Abnehmer- und Produktgruppen kam es zu leichten Preisanpassungen, um höhere Rohstoffkosten als auch deutlich gestiegene Löhne und Gehälter sowie Logistikleistungen zu kompensieren.
Leichter Rückgang bei Bautenfarben, deutlicher Rückgang bei Industrielacken
Im Bereich der Bautenfarben sank die Nachfrage mengenbezogen um 1,1 Prozent, wobei Lacke und Lasuren, aber auch Fassadenfarben und Grundierungen, deutlich stärker verloren haben. Hingegen verzeichneten Innenwandfarben und Putze ein leichtes Wachstum. Der Bereich der Industrielacke verlor mengenbezogen 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Größter Verlierer waren wieder, wie 2018, die Autoserienlacke, die mengenmäßig das größte Marktsegment im Bereich der Industrielacke darstellen, mit einem Minus von 9 Prozent. Nur die Schiffsfarben und der Fahrzeugbau verzeichneten ein leichtes Mengenwachstum. Das wertmäßig wichtige Segment der Autoreparaturlacke verlor weniger als 1 Prozent zum Vorjahr.
Schwacher Markt bei den Druckfarben
2019 schlug wieder der Rückgang des Publikationsdrucks auf den Absatz der Druckfarbe insgesamt durch. Aber auch der Verpackungsdruck war leicht rückläufig. Insgesamt bezifferte sich der Mengenrückgang bei den Druckfarben im Jahr 2019 auf rund 5 Prozent.
In der Handelsbilanz ergab sich 2019 wie in den Vorjahren ein deutlicher Exportüberschuss, dieser Überschuss nahm sogar leicht zu. Der Export verbuchte im Wert ein Minus von gerade einmal 0,1 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro, der Import reduzierte sich um 1,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro für Farben, Lacke und Druckfarben.
Gesamtwirtschaftliche Aussichten für 2020
Marktbezogene Prognosen für das Gesamtjahr 2020 sind aktuell nur bei hoher Volatilität der Einflussfaktoren zu erstellen. Fast wöchentlich werden neue gesamtwirtschaftliche Studien veröffentlicht, die kontinuierlich ein negativeres Gesamtjahr zeichnen.
Im Mai 2020 gehen Prognosen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für das Gesamtjahr von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland von 6-7 Prozent aus, für die EU 27 fällt dieser Rückgang mit 7-8 Prozent sogar noch höher aus. Für den Bereich des verarbeitenden Gewerbes ist von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 20 Prozent auszugehen. Viele Verwendersegmente von Lacken und Farben bestehen aus stark exportorientierten Kunden. Für den Export wird ein Rückgang von 12 Prozent erwartet.
Die Arbeitslosigkeit kann sich im Jahresdurschnitt auf bis zu 3 Mio. Erwerbslose erhöhen, was einer Quote von rund 6 Prozent entspricht. Auch das immense Volumen der Kurzarbeit wird signifikant negative Einflüsse auf den privaten Konsum haben. Der private Konsum wird daher um 7-8 Prozent sinken, was ein Anstieg des staatlichen Konsums um 3-4 Prozent nicht kompensieren kann. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass alle Prognosen keinen zweiten Lockdown berücksichtigen, der die Wirtschaft erneut zum Erliegen bringt.
Marktrückgang 2020 im Zeichen der Corona-Krise
Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen werden auch in der Lack- und Farbenbranche 2020 deutliche Spuren hinterlassen. Waren das letzte Quartal 2019 und die ersten beiden Monate 2020 noch durch einen leichten Optimismus geprägt, führten die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen in Teilen der Farben- und Lackbranche bereits im März zu erheblichen Absatzrückgängen.
Hochschätzungen für das Gesamtjahr 2020 sind nur mit hoher Volatilität zu erstellen. Eine Analyse im Rahmen des Marktberichts 2019/2020, die der Verband bei dem Marktforschungsinstitut CHEM Research beauftragt hat, schätzt den Rückgang der mengenbezogenen Binnennachfrage für Lacke und Farben je nach Entwicklung der Einflussfaktoren des Lackmarktes auf minus 7 bis minus 13 Prozent.
Unterschiedliche Entwicklung in den Hauptbereichen der Lack- und Druckfarbenindustrie
Auffällig sind die Unterschiede der Entwicklung bei den Hauptsegmenten Bautenfarben und Industrielacken in der Frühphase des laufenden Jahres. Während die Bautenfarben in den ersten vier Monaten 2020 deutliche Nachfragezuwächse verzeichnen, sind bei den Industrielacken bereits deutliche Rückgänge zum Vorjahreszeitraum festzustellen.
Hintergrund dieser Entwicklung ist zum einen die sehr positive Entwicklung im DIY-Segment Bautenfarben, da durch Kurzarbeit viele Renovierungsarbeiten im Heimbereich realisiert wurden. Das Gegenbeispiel stellen die Autoserienlacke dar, die aufgrund der Schließung der Automobilwerke teilweise bis zu 90 Prozent Nachfragerückgänge in den Monaten März und April hatten.
Die Grafiken können können Sie hier downloaden: