Lacke & Farben aktuell

Vorübergehende Rezession in Deutschland

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Der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung für 2023 – zumindest das erste Halbjahr – sieht nach wie vor düster aus. Auch wenn das 3. Quartal 2022 überraschenderweise noch ein geringes Wachstum von 0,3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber dem Vorjahr ergab, sind die Aussichten für die Folgequartale nicht gut.

Ukrainekrise, Energieknappheit, Rohstoffpreise, Geldentwertung: Die globale Krise hat Deutschland fest im Griff. Der private Konsum hat sich zuletzt noch einmal deutlich abgeschwächt, angesichts der hohen Inflation sind die Verbraucher mit ihren Ausgaben sehr zurückhaltend in der Annahme, dass ungeachtet der Energiepreisbremsen doch noch ein nicht unerheblicher Teil an Mehrausgaben zu stemmen sein wird. Daran wird auch das Weihnachtsgeschäft wohl nichts ändern.

 

Geschäftsklimaindex erholt sich

Immerhin hat sich das Ifo-Geschäftsklima im November verbessert, hier ist bemerkenswert der deutliche Anstieg der Geschäftserwartungen, die auf eine mittelfristige Erholung der konjunkturellen Lage schließen lässt, also vermutlich im 2. Halbjahr 2023. Inzwischen gehen die Unternehmen offensichtlich von einer etwas milder verlaufenden Rezession aus.

 

 

Das Bündel komplexer und teils beängstigender Entwicklungen bildet sich selbstverständlich auch in der Farbenbranche ab: Der Markt für Lacke, Farben und Druckfarben wird nach bisherigen Schätzungen im Jahr 2022 um rund 7 Prozent zurückgehen. Das Geschäft mit den Bautenfarben ist im laufenden Jahr schlecht gelaufen – es ist ein Rückgang der Nachfrage von 9 Prozent zu erwarten. Bei den Industrielacken lief es etwas besser, da im vergangenen Jahr noch ein nicht unerheblicher Auftragsbestand abgearbeitet werden musste. Der Markt für Druckfarben ist nach einer gewissen Erholung im letzten Jahr wieder deutlich eingebrochen – der Rückgang des Marktes liegt in ähnlichen Dimensionen wie bei den Bautenfarben.

Bei den Bautenfarben hat sich im laufenden Jahr ein wenig überraschend der Profi-Markt in etwa gleich schlecht wie der DIY-Bereich entwickelt. Dabei kam es zu besonders hohen Rückgängen bei den Dispersionsfarben, insbesondere den Innenwandfarben, aber auch bei Lacken und Lasuren. Nur die Putze und Spachtel konnten sich vom negativen Trend abkoppeln und erreichten ein kleines Plus.

 

 

Leichte Rückgänge bei den Industrielacken

Das Segment der Industrielacke hat für das laufende und kommende Jahr leichte Rückgänge zu verzeichnen: Besonders stark ist in jüngerer Zeit der Bereich der Holz- und Möbellacke eingebrochen. Der private Konsum von Möbeln hat wegen

des Kaufkraftverlusts erheblich nachgelassen, so wird dieser Bereich von einem Nachfragerückgang von 4 Prozent 2022 und 5 Prozent im kommenden Jahr betroffen sein. Ebenfalls schwach zeigt sich die Nachfrage nach Autoserienlacken – hier ist noch ein Rückgang von 6 Prozent zu erwarten, im nächsten Jahr wird der Verbrauch stagnieren.

 

Positive Aussichten bei Autoreparaturlacken

Im Kontrast dazu hat sich der Markt für Autoreparaturlacke 2022 sehr positiv gezeigt; der Anstieg wird aufgrund eines positiven Nutzfahrzeuggeschäfts (Lkw, Aufbauten) und wieder angestiegener Unfallzahlen wegen höheren Verkehrsaufkommens in diesem Jahr 8 Prozent betragen, auch für 2023 ist noch ein Zuwachs von 2 Prozent zu erwarten.

Im Segment der allgemeinen Industrie wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Maschinenbau wird sich die Nachfrage nach dem Abarbeiten des noch bestehenden Auftragsbestands zunehmend abschwächen, so dass 2022 von einem kleinen Minus von 1 Prozent, 2023 von einem Minus von 2 Prozent auszugehen ist.

 

Rohstoffpreise auf hohem Niveau

Die Preise für die Rohstoffe der Lack- und Druckfarbenindustrie entwickeln sich inzwischen seitwärts auf hohem Niveau. Eine Entlastung wird sich hier auf absehbare Zeit wohl nicht einstellen, die Preise werden sich weiterhin auf hohem Niveau bewegen.

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bleibt wegen der verschiedenen Unsicherheitsfaktoren wie den hohen Energie- und Rohstoffpreisen und der weiterhin zumindest noch teilweise bestehenden Lieferkettenstörungen schwer vorhersagbar. Das zeigt sich auch in den erheblich abweichenden Konjunktureinschätzungen der verschiedenen Institutionen, die bezüglich der Entwicklung des BIP für Deutschland für das kommende Jahr von Stagnation bis sogar Minus 3 Prozent reichen.

Es bleibt zu hoffen, dass wie zuletzt im gestiegenen Geschäftsklimaindex des ifo Instituts widergespiegelt sich im zweiten Halbjahr 2023 tatsächlich wieder ein Aufschwung einstellen wird.

 

Christoph Maier
ist Leiter Wirtschaft und Finanzen
beim Verband der deutschen Lack-
und Druckfarbenindustrie
maier@vci.de