„Wir sind noch nicht fertig, aber wieder da!“ Mit dieser Botschaft hat sich die Lackfabrik Jansen aus Ahrweiler nach der Flutkatastrophe im Juli nun wieder zurückgemeldet. Die Phase der Schadensbeseitigung sei nun abgeschlossen, nun will man an den Wiederaufbau gehen und bald wieder produzieren.
Das Schicksal der Firma hatte in der ganzen Farbenbranche für Aufmerksamkeit gesorgt. In der Nacht zum 15. Juli 2021 war das Firmengelände in Bad Neuenahr-Ahrweiler überschwemmt worden, obwohl es sich Hunderte Meter vom Flusslauf entfernt befindet. Das Grundstück wurde geflutet, Schlammmassen in die Gebäude gespült, Bauten und Maschinenpark wurden großflächig in Mitleidenschaft gezogen.
Viele Unternehmen und Kollegen haben im Ahrtal geholfen oder den bisherigen Konkurrenten direkt unterstützt (wir haben berichtet). Auch die Region hielt zu dem gut vernetzten Unternehmen: Baumärkte, Handwerker und Kunden zeigten sich mit Jansen solidarisch, sammelten und kauften Restprodukte oder packten gleich selbst mit an.
Bei Jansen selbst wurde unterdessen zugepackt: Außer einer kurzen Pressemeldung, dass es wohl weitergeht, war bis Ende Oktober wenig Konkretes zu vernehmen - zu fordernd war die Lage, zu komplex die Situation als dass Geschäftsführer Peter Jansen früher über die Zukunft spekulieren wollte. Nach rund drei Monaten war es jetzt so weit: In einer emotionalen Pressekonferenz verkündete der Geschäftsführer nicht nur die offizielle „Entschlammung“ des Werksgeländes, sondern kündigte auch das Wiederanlaufen der Produktion an.
„Sprachlos und stolz“: Dank an Mitarbeiter und Helfer
"Was in unzähligen Sonderschichten geleistet wurde, macht mich sprachlos und stolz", bedankte sich Jansen bei der Belegschaft und allen Helfern. In unermüdlichem Einsatz habe man nicht nur Schlamm, Schrott und Unrat beseitigt, sondern das schwer getroffene Traditionsunternehmen erhalten. Man könne nun einen weiteren Schritt gehen, stellte Peter Jansen mit Holger Twiehaus (Vertriebsleiter), Heinrich Krebsbach (Laborleiter) und Frank Jakobs (Produktmanager) klar: „Nun geht es an den Wiederaufbau!“
Mit der verlässlichen Erreichbarkeit sei „ein Meilenstein“ erreicht. Nun gelte es die beschädigten Maschinen zu reparieren und nach und nach an den Standort Ahrweiler zurückzuholen. Beim Wiederaufbau beachte man selbstverständlich die gewonnen Erkenntnisse aus dem Ereignis, setze auf Hochwasserschutz und CO2-Neutralität bei der Planung und berücksichtige Vorgaben aus dem Green Deal der EU-Kommission.
Es geht wieder los: Restart mit Spachtelmasse
Bis dahin kooperiere man nun mit anderen Herstellern. Nach und nach sollen über 100 Produkte wieder ins Sortiment genommen werden. Die Mitarbeiter leisteten weiter Unglaubliches in Sonderschichten, und so habe man sich für das Kennwort „#Sonderschichtlack“ entschieden, mit dem alle Produkte, die nun an verschiedenen Standorten und in Kooperation mit Fremdfirmen hergestellt werden, ausgezeichnet sind. Jansen hat Speditionslager gemietet, die werden nun bestückt und mit neuen Preislisten vertrieben.
„Wenn alles gut geht“ will man bis Anfang nächsten Jahres auch in Ahrweiler die Produktion wieder anlaufen lassen. Erstes Produkt soll dann die traditionelle Spachtelmasse sein, für die Jansen weit über die Region hinaus fast synonym steht. Peter Jansen: „Damit sind wir auch vor 140 Jahren an den Start gegangen. Und wir wollen dieses Zeichen setzen.“
Diesem Einsatz wollen wir heute ein Denkmal setzen“, begründete Peter Jansen ein mediales Projekt, dass den Wiederaufbau der Lackfabrik begleitet: Auf der Webseite www.sonderschichtlack.de werden die Geschehnisse der Flutnacht und die folgenden Monate aus der Sicht der Belegschaft dargestellt.