Lacke & Farben aktuell

„Mit einer Stimme werden wir eher gehört“

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Dr. Paul Albert Deimel, Dipl. Bankbetriebswirt (AGD), ist nach Stationen als Rechtsanwalt in einer wirtschaftsrechtlich international beratenden Sozietät und vielen Jahren im genossenschaftlichen Finanzverbund, davon neun Jahre als Vorstandsvorsitzender einer Regionalbank, seit 2010 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Druck und Medien e.V. (bvdm) mit Sitz in Berlin.

In dieser Rubrik lassen wir den Blick auf den Verband von außen zu. Hier können uns Autoren etwas ins Stammbuch schreiben, auch mal mit dickem Buntstift. Diesmal Dr. Paul Albert Deimel, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Druck und Medien e.V. (bvdm).

 

Lobbyarbeit ist berechtigte Interessenvertretung

Verbände waren immer schon Interessenvertretungen ihrer Mitglieder. Während es früher oft um gegenseitige kollegiale Unterstützung und die Weiterentwicklung von technischen Erleichterungen für eine Branche ging, hat sich in den letzten Jahrzehnten der Fokus auf die politische Arbeit für die Interessen einer Branche gelegt.

So galt auch der Bundesverband Druck und Medien e.V. (bvdm) zunächst in erster Linie als technischer Fachverband und tarifpolitischer Arbeitgeberverband, hat seinen Schwerpunkt jedoch bereits vor seinem Umzug nach Berlin vor zwölf Jahren verstärkt auf die Politikvermittlung verlegt. Denn nur wer in unserem Wirtschaftssystem vehement für seine Interessen eintritt, wird auch gehört.

Zur Politikvermittlung gehört zum einen die Information und Erläuterung neuer gesetzlicher und behördlicher Regeln an die Mitgliedsunternehmen, vor allem aber das Eintreten für die Belange der Industrie gegenüber deutscher Politik und europäischen Institutionen, letzteres oft mithilfe des europäischen Dachverbandes Intergraf oder beim VdL der European Council of the Paint, Printing Ink and Artists‘ Colours Industry (CEPE).

Schulterschluss im Interesse der Branchen

Und hier berühren sich die Aktivitäten von bvdm und VdL, hier ergänzen sie sich oftmals oder gehen gar Hand in Hand. Denn auch wenn Farbhersteller als Lieferanten und Druckereien als Abnehmer in einem vertikalen Wettbewerbsverhältnis stehen und nicht immer die gleichen Interessen haben können, ist doch die Überzeugung gewachsen, dass man den gemeinsamen Nenner nutzen kann und soll, um zusammen die Anliegen der Wertschöpfungskette Print stark zu vertreten. Mit einer Stimme werden wir eher gehört. Und das benötigen unsere Industrien gerade auch in Zeiten, in denen die digitale Transformation die Geschäftsmodelle aller verändert und die bürokratischen Anforderungen des Gesetzgebers oder von Zertifizierungsstellen manchmal, wie Mühlsteine die Arbeit erschweren.

Nachhaltigkeit als wichtigster Faktor

Meist geht es in der Zusammenarbeit von VdL und bvdm um sachgerechten Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Druckfarben- und Druckindustrie stehen dazu und arbeiten engagiert an der Nachhaltigkeit ihrer Produktion. Überfrachtende Bürokratie und Symbolpolitik sind dabei jedoch hinderlich und deshalb kontraproduktiv. Beide Verbände wirken deshalb kollegial zusammen, um die Belange ihrer Industrien gegen oftmals sachfremden Einfluss zu verteidigen.

Erfolgreiche Beispiele für den Schulterschluss

In jüngster Vergangenheit standen folgende Themen im Fokus:

• Gemeinsame Arbeitsgruppe zur VOC-Erfassung in der Druckindustrie und Austausch mit dem Umweltbundesamt (UBA) zur druckspezifischen NMVOC-Meldung nach NEC-Richtlinie der EU über die Emissionen der verschiedenen Industriesektoren mit Erstellung eines Emissionsinventars für die Druckindustrie

• fachliche Begleitung von Forschungsaktivitäten zum mineralölfreien Coldset-Offsetdruck

• Erfahrungsaustausch und gemeinsame Stellungnahmen zur Kriterienentwicklung beim Blauen Engel (UZ 195) gegenüber UBA und der RAL GmbH

• abgestimmte Stellungnahmen zur Mineralölverordnung/Bedarfsgegenständeverordnung, aber auch gegen das Verbot des mineralölhaltigen Drucks in Frankreich sowie

• ein gemeinsames Vorgehen bei den TRIS-Notifizierungen (technische Richtlinien auf europäischer Ebene)

• Initiieren und Begleiten von Forschungsprojekten zur Produktsicherheit und Denkbarkeit von UV-Druckerzeugnissen.

 


Fazit

Beide Branchen sind im Kampf um politisches Gehör erfolgreicher, wenn sie Partikularinteressen hintanstellen, das Verbindende und den gemeinsamen Nenner suchen und zusammen kraftvoll für die Belange von Farb- und Druckindustrie eintreten. Das stellen VdL und bvdm immer wieder unter Beweis. Sie sollten sich auch wieder verstärkt wechselseitig in ihre technischen Kommissionen und Ausschüsse einladen.

Gemeinsam sind wir stark!


Der Bundesverband Druck und Medien e. V. (bvdm) ist der Spitzenverband der deutschen Druckindustrie. Als Arbeitgeberverband, politischer Wirtschaftsverband und technischer Fachverband vertritt er die Positionen und Ziele der Druckindustrie gegenüber Politik, Verwaltung, Gewerkschaften und der Zulieferindustrie. Getragen wird der bvdm von acht regionalen Verbänden. International ist er über seine Mitgliedschaft bei Intergraf und FESPA organisiert. Zur Druckindustrie gehören aktuell rund 6.900 überwiegend kleine und mittelständische Betriebe mit mehr als 110.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.