Lacke & Farben aktuell

Sorgen trotz guter Konjunktur

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Anhaltende Lieferkettenstörungen bei verschiedenen Rohstoffen sowie weiter gestiegene Preise belasten zurzeit die wirtschaftliche Entwicklung der Farbenbranche. Teilweise kommt es zu Produktionseinschränkungen.

Das Wirtschaftswachstum in Detschland hat sich im dritten Quartal deutlich abgeschwächt. Anhaltende Engpässe bei der Rohstoffbeschaffung, Logistikproblemen sowie fehlenden Zlieferteilen in wichtigen Industriezweigen behindern die Entwicklung im produzierenden Gewerbe. Nur der Dienstleistungsbereich läuft noch einigermaßen rund.

Vor allem wegen der positiven Entwicklung der Exporte ist die Produktion von Lacke und Farben zuletzt deutlich angestiegen.

Der Markt für Bautenanstrichmittel war zuletzt rückläufig, nach dem Boom des DIY-Sektors im Jahr 2020 ist in diesem Bereich ein stärkerer Einbruch zu erwarten. Die Umsätze in den Baumärkten sowie beim Einzelhandel im Bau- und Heimwerkerbedarf waren deutlich rückläufig.
 

Leichtes Wachstum im Profisektor

Im Profimarkt, inkl. Putze und Spachtel, ist 2021 von einem Ab- und Umsatzanstieg im niedrigen einstelligen Bereich auszugehen. Dem atypischen Wachstum im Bereich Holzschutz im Vorjahr mit +30 % steht nun ein zu erwartender Rückgang von rund 20 % gegenüber. Bei Dispersionen – ausgenommen Fassadenfarben, Putzen und Spachtel – sind Zuwächse im mittleren einstelligen Bereich zu erwarten.
 

Bautenmarkt bleibt rückläufig

Für das Gesamtjahr 2021 wird, unserer Einschätzung nach, mit einem Rückgang des Bautenanstrichmittelmarktes von 7 % zu rechnen sein, eben bedingt durch den starken Rückgang im DIY-Sektor. Aufgrund der Sonderkonjunktur 2020 ist das Niveau dennoch leicht höher als vor der Krise in 2019. Für 2022 erwartet der VdL, dass sich der Markt wieder stabilisiert, der Basiseffekt aus dem Jahr 2020 fällt weg.

Die lebhafte Nachfrage nach Möbeln und Holzwaren lässt für den Markt der Holzlacke für 2021 ein Wachstum von rund 2 Prozent erwarten. Für 2022 wird mit einem ähnlichen Anstieg gerechnet.
 

Autolacke in der Krise

Die deutsche Automobilindustrie ist von der Corona- in die Halbleiterkrise gerutscht. Lag die PKW-Produktion noch im 1. Halbjahr 2021 bei einem Wachstum von 17 %, hat sich die Situation durch ein katastrophales 3. Quartal mit -34 % wieder dramatisch verschlechtert.

Die Nachfrage nach Autoserienlacken in Deutschland entwickelt sich parallel zur Autoproduktion. Das Marktvolumen 2021 wird daher erneut sinken. Es ist von einem mengenbezogenen Rückgang von 11 % auszugehen. Im Vergleich zu 2018 – das letzte Jahr mit einem hohem PKW-Produktionsniveau – ist damit der Markt für Autoserienlacke mengenbezogen um rund 40 % geschrumpft. Mit einem geschätzten Anstieg von 8 % im kommenden Jahr wird das Niveau noch sehr niedrig bleiben.

Nach dem starken Rückgang des Marktes für Autoreparaturlacke im Jahr 2020, ist im laufenden Jahr wieder mit einem Anstieg von 6 Prozent zu rechnen. Vor allem der NFZ-Sektor hat hier zu dem Wachstum beigetragen. Im kommenden Jahr wird sich der Markt so in etwa halten.

Der Markt für Korrosionsschutz-Beschichtungsstoffe, der seit 2019 eingeschränkte oder verschobene Investitionen in Neubau und Instandhaltung von Industrieanlagen hinnehmen musste, zeigt sich am Beginn einer Erholung. Im Teilbereich der Energie und Versorgung nehmen die Investitionen in „Green Energy“ wie erwartet zu (z. B. On- und Offshore-Windkraftanlagen). Darüber hinaus muss der Rückstand bei Anlagenrevisionen und Lebensdauerverlängerung älterer Anlagen abgebaut werden. Im öffentlichen Bau setzte sich hingegen der Rückgang der Investitionen noch fort. Für das Jahr 2021 erwarten wir einen Anstieg der Nachfrage um 2 % in der Menge, 2022 wird der Aufschwung anhalten – der Markt kann um 3 Prozent wachsen.
 

Kräftiges Wachstum bei Lacken für die Elektroindustrie

In der allgemeinen Industrie ist die Nachfrage zum Vorjahr deutlich angestiegen, besonders im Bereich der Elektroindustrie. Für 2021 ist von einem Zuwachs des Marktes von 6 Prozent auszugehen, 2022 könnte der Anstieg 5 Prozent betragen, sodass das Vorkrisenniveau von 2019 übertroffen ist.

Der Markt für Druckfarben ist in Deutschland 2021 um 4 bis 5 Prozent zurückgegangen. Die Herstellung von Druckfarben schrumpfte hingegen nur um 2 Prozent, da der Export im laufenden Jahr noch zugenommen hat, während die Importe deutlich zurückgingen.

Christoph Maier
ist Leiter Wirtschaft und Finanzen
beim Verband der deutschen Lack-
und Druckfarbenindustrie
maier@vci.de