Lacke & Farben aktuell
Industrielacke rutschen ins Minus
Die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe wirkt sich inzwischen stärker auf die Nachfrage nach Industrielacken aus. Vor allem Holzlacke und Autoserienlacke sind betroffen.
Schon wieder haben die führenden Forschungsinstitute in Deutschland, aber auch im Ausland die Wachstumsprognosen für Deutschland für 2024 heruntergesetzt. Inzwischen wird beim Sozialprodukt nur noch von einem Nullwachstum oder sogar von einem kleinen Minus ausgegangen – der ersehnte Aufschwung verzögert sich weiter.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich in der Jahresmitte 2024 weiter verschlechtert. Die bedeutenden Sektoren im Verarbeitenden Gewerbe, neben der Pkw-Produktion der Maschinenbau die Elektrotechnik, die Erzeugung der Metallerzeugnisse sowie die Holz- und Möbelindustrie sind allesamt ins Minus gerutscht. So ist auch zu erwarten, dass die Nachfrage nach Industrielacken im laufenden Jahr um mindestens 4 Prozent zurückgehen wird, einzig der Bereich der Korrosionsschutzbeschichtungsstoffe ist noch leicht im Plus.
Holz- und Möbellacke im deutlichen Minus
Besonders schwach, bereits im Jahr 2023 aber auch 2024, entwickelt sich die Nachfrage nach Holz- und Möbellacken. Nach einem Minus von 10 Prozent im vergangenen Jahr wird die Menge der verbrauchten Holz- und Möbellacke im laufenden Jahr nochmals um 7 Prozent auf dann noch 47.200 Tonnen zurückgehen. Der Umsatz der in Deutschland verkauften Produkte wird wohl um 5 Prozent auf 309 Millionen Euro sinken. Wesentlicher Faktor der Nachfrageschwäche im Bereich der Holz- und Möbellacke ist die Zurückhaltung der privaten Verbraucher bei der Anschaffung von Küchen- und Wohnmöbeln, aber auch bei der Renovierung von Innenräumen und Parkettböden. Der deutliche Rückgang der Neubauaktivitäten trägt ebenfalls zu einem erheblichen Schrumpfen der Nachfrage nach Holzlacken bei den Schreinereien bei.
Unsichere Marktprognose bei Autoserienlacken
Der Markt für Autoserienlacke hat sich zunehmend eingetrübt, nachdem 2023 noch ein deutlicher Zuwachs realisiert werden konnte. Die Neuzulassungen von Pkws in Deutschland sind zuletzt erheblich gesunken, der Export ist aufgrund der Strafzölle der EU für chinesische Elektrofahrzeuge bezüglich eventueller Gegenmaßnahmen Chinas unsicher. Die schwierige Lage der Automobilindustrie lässt sich zurzeit unter anderem an der Situation bei VW ablesen, die nach eigenen Angaben bestehende Überkapazitäten abbauenwollen. So ist im laufenden Jahr 2024 nur noch mit einer Stagnation des Autoserienlackmarkts zu rechnen, der Umsatz könnte noch leicht steigen auf gut 570 Millionen Euro.
Autoreparaturlacke leicht im Plus
Die Nachfrage nach Autoreparaturlacken kommt zu gut zwei Dritteln von Handwerksbetrieben, die als Lackierereien oder als freie Kfz- und Vertragswerkstätten die Lacke zur Reparatur von Unfallschäden verarbeiten. Ein Drittel der Autoreparaturlacke werden im Bereich der Anhänger und Aufbauten von Nutzfahrzeugen eingesetzt. Die Fahrleistung in Deutschland hatte 2023 weiter zugenommen, unter anderem auch wegen der Reduktion der Home-Office Arbeit, aber auch wegen einer Erhöhung der Privatfahrten. In der Folge erhöhten sich auch die Unfallzahlen und damit auch die Nachfrage nach Autoreperaturlacken. 2024 ist jedoch mit einem leichten Rückgang der Nachfrage zu rechnen, da der Bereich der Anhänger und Aufbauten von Nutzfahrzeugen stark ins Minus gerutscht ist. Die Umsätze könnten im laufenden Jahr um 1 Prozent auf 517 Mio. Euro steigen.
Allgemeine Industrie schwächelt
Die Nachfrage nach den allgemeinen Industrielacken hat zuletzt deutlich abgenommen, da in den wichtigen Abnehmersegmenten des Verarbeitenden Gewerbes nach wie vor eine schwache Marktentwicklung vorherrscht. Insgesamt wird die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes 2024 nach den Einschätzungen des ifo- Instituts um 2 Prozent schrumpfen – Geschäftslage und erwartungen hatten sich zuletzt nochmals verschlechtert. So ist auch zu erwarten, dass die Nachfrage nach Lacken und Farben im Bereich der allgemeinen Industrie um 2 Prozent zurückgeht; besonders die Nachfrage aus dem Segment des Maschinenbaus schwächelt, dort wird die Menge um 4 Prozent zurückgehen, bei den Lacken für die Elektroindustrie sowie für Metallerzeugnisse ist ein Minus von 2 Prozent zu erwarten. Die Umsätze der allgemeinen Industrielacke werden aufgrund der Inflation 2024 in etwa gleichbleiben.
Christoph Maier
Leiter Wirtschaft & Finanzen
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