Dieses Jahr wurde es eng im großen Saal: Weit über 100 Experten und Fachleute waren Ende November nach Frankfurt ins VCI-Gebäude gekommen, um bei der Technischen Tagung wieder über aktuelle Entwicklungen und technische Fragen in der Lack- und Druckfarbenbranche zu diskutieren.
Wahrscheinlich war es die Aktualität und Menge an Themen - vor allem aus dem regulatorischen Bereich - die für den großen Andrang sorgten. Immer mehr Vorschriften und immer stärkere Eingriffe setzen auch die Sicherheitsexperten in den Betrieben unter Druck. Der VdL bemüht sich, den Überblick zu behalten, Aufklärungsarbeit zu leisten und technische Unterstützung zu geben. Der scheidende Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann begrüßte die Teilnehmer: „Wir freuen uns über diesen starken Zuspruch. Auch dieses Jahr haben wir wieder die bisherige Rekordzahl an Teilnehmern geknackt.“ Es gelinge immer besser, ein Forum zu bieten, in dem der fachliche Austausch innerhalb der Branche im Vordergrund steht, „und helfen sie uns, die Veranstaltung von Jahr zu Jahr besser zu machen“.
Engelmann gab dann Einblicke in die neueste Entwicklung bei Titandioxid. Ein Thema, das bei den meisten Teilnehmern nur noch resigniertes Kopfschütteln hervorrufen kann. Lebhafter ging es zu als die technische Referentin Aline Rommert die aktuelle Entwicklung bei den Giftmeldezentren erläuterte. Hier fühlen sich viele Mitglieder von der Gesetzgebung gegängelt, gar vorgeführt, und sie machten ihrem Ärger über solche zweifelhaften und teuren Regeln Luft.
„Produktsicherheit, Arbeitsschutz und Umweltschutz“
Vom europäischen Farbenverband CEPE in Brüssel war Sebastian Krauslach nach Frankfurt gekommen und referierte zum Dauerbrenner Biozide. Nach wie vor machen hier immer niedrigere Grenzwerte den Mitgliedsunternehmen das Leben schwer, wird es immer komplizierter, Farben und Lacke zu schützen. Kommunikationsmann Krauslach legte die Advovcacy-Bemühungen der vergangenen Jahre dar und erklärte die mitunter schwer zu verstehenden EU-Prozesse. So initiierte CEPE dieses Jahr einen Workshop mit mehr als 30 Teilnehmern, auf dem die Politik mit Herstellern und Downstreamusern zusammengebracht wurden. „Es wurde deutlich: Es gibt eine unklare Zukunft für Konservierungsmittel“. Immerhin sei auf einer Sitzung im November das Hauptziel erreicht worden, nämlich „das Verständnis von Mitgliedstaaten, dass weitere Diskussionen nötig sind“. Diese Diskussion soll nun im Februar fortgesetzt werden.
„Innovate, Innovate, Innovate“
Dr. Martin Reuter vom VCI erläuterte in Sachen Forschungsförderung wie die Mitglieder für Forschungsvorhaben Mittel einsammeln können. „Ich habe keine Kochrezepte, die Branche ist sehr vielfältig. Dennoch will ich für das Thema und die vielen Möglichkeiten werben“. Es gebe viele Angebote, bislang würden diese aber zu wenig genutzt. Die Forschungsausgaben im Mittelstand würden seit Jahren stagnieren, im Gegensatz zu den Ausgaben großer Unternehmen ab 500 Mitarbeiter. Eine für Deutschland Besorgnis erregende Entwicklung. Die Verbände sind hier schon lange aktiv: Eine Ausweitung des Mittelstandsbegriffs auf 1000 Mitarbeiter, langfristig und thematisch breit angelegte Fördermaßnahmen sowie die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung sind effektive Maßnahmen, um Forschung auch im Mittelstand zu fördern.
Die Mittagspause gab ausreichend Möglichkeiten um sich im persönlichen Gespräch auszutauschen und neue Verbindungen zu knüpfen. Netzwerken steht ohnehin im Mittelpunkt der Veranstaltung: „Das ist der eigentliche Grund, warum man kommt, dass wir uns als Fachleute auch mal über die Themen und Sektoren hinweg austauschen können. Die technische Tagung ist auch deshalb ein Highlight des Jahres und ein super Querschnittveranstaltung“, sagt Meinrad Mussinger von der Sun Chemical Group.
Nach der Mittagspause stellte Thorsten Schmiegel den neuen Arbeitssicherheitsordner vor, der mit dem VdL entwickelt wurde und mit wichtigen Informationen für Beschäftigte auf der Geschäftsstelle des VdL erhältlich ist. Bald wird es zum Thema auch Videos geben, die die Mitglieder in ihre Kommunikation einbauen können. Kathrin Mohr referierte anschließend zum Thema Industrieemissionsrichtlinie (IED). Zurzeit wird überprüft, inwieweit die Richtlinie ihren Zweck erfüllt oder eine Überarbeitung benötigt ist. Die deutsche Umsetzung wird 2020 angepasst. Zum Abschluss berichtete Dr. Sandra Heydel zu den umfassenden Themen Mikroplastik und dem geplanten VdL-Gütezeichen für Bautenfarben.
„Die Veranstaltung hat mir wie immer einen guten Überblick zum Jahresabschluss gegeben, zog ein Teilnehmer am Ende ein positives Resümee. Jetzt weiß ich, wo wir in unseren Abteilungen gut dabei sind und wo wir noch nachsteuern müssen. Eine gelungene Cross-Border-Veranstaltung!“
(AS)