Der Lack- und Druckfarbenverband renoviert seine Räume und bietet eine kleine Leistungsschau der Branche.
„Bis zu zwei Millionen Farbtöne kann das menschliche Auge unterscheiden!“ Diese erstaunliche Zahl hatten wir kürzlich im Chemie Report genannt. Umso bemerkenswerter, dass die Räume des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) bislang im Wesentlichen nur drei Farbtöne aufzuweisen hatten: Teppich-Grau, Aktenordner-Weiß, und Irgendwie-Wandgelb.
Zwar gewöhnt man sich an Vieles, aber als Verband hat man ja einen Ruf zu verlieren: So lag der Griff zu Farbrolle und Pinsel nahe. Selbstverständlich mit ausgefeilter Strategie: Nicht nur bunt und hübsch sollte es werden, auch eine kleine Leistungsschau moderner Farben war gewünscht. Die Oberflächen sollten ausdrucksstark sein, ein Branding den VdL erkennen lassen. Zwölf verschiedene – und ausgeprägte – Geschmäcker der Mitarbeiter wollten beachtet sein und zusätzlich den nicht gerade lichtverwöhnten 3. Stock des VCI-Gebäudes heller und freundlicher wirken lassen.
Hohe Ansprüche für Anstriche – und gut, dass bald ein Mitgliedsunternehmen zu Hilfe kam. Farbdesignerin Martina Lehmann entwirft im Sommer ein Farbkonzept, das ganz unterschiedliche Farben einsetzt, aber nie bunt oder beliebig wirkt. Das Ergebnis überzeugt die Mitarbeiter: Schon im ersten Entwurf sehen die Farben edel, hochwertig und geschmackvoll aus. Hochgezogene Augenbrauen senken sich bald bei einem Blick in die Arbeitsmappe als es gilt, den passenden Stil für das eigene Büro zu finden.
„Da habt ihr euch was Feines ausgesucht“, stimmt René Röhm zu. Der VCI-Maler setzt das Farbkonzept Anfang November mit seinen Mitarbeitern um. Während dieser Woche rotieren die Kollegen durch ihre Büros und rangieren um Farbeimer herum. Ob „Plage de Pampelonne“, „Bungee“, „Queen Green“ oder „Ultra Ultra Violet“ – jedes Büro bekommt nun seine individuelle Farbe. Die zeigt sich im Flur und wiederholt sich dann jeweils im angrenzenden Büro. Eine silberne Säule im Flur weist den Weg, ein großes Poster am Durchgang zum Neubau bildet den Abschluss.
Handwerklich ist die Umsetzung anspruchsvoll und Malermeister Röhm freut sich über die Herausforderung: „Mal was Anderes!“ Erst wird geschliffen, dann geglättet, die Farbe schließlich mit einer Mikrofaser-Walze zweimal aufgetragen. „Die Farben haben einen guten Verlauf, tolle Tiefenwirkung und sehen am Ende genial aus“, sagt Röhm. Die größte Herausforderung für ihn ist der „Stucco Satinato“ für die Marmoroptik. „Das ist alte Handwerkskunst, das können nicht mehr viele“.
Am Ende zeigen sich alle überzeugt. Die triste Behördensimulation hat einer abwechslungsreichen, aktiven Arbeitsumgebung Platz gemacht, in der die Mitarbeiter ihre Akzente setzen konnten. Am zufriedensten zeigt sich Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann. „Wir sind Farbe! – und endlich sieht man es auch. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, ist herzlich eingeladen, einmal selbst im 3. Stock vorbeizuschauen.“