Lacke & Farben aktuell

Den Aufwand maximieren, das Ergebnis minimieren

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Neue Gefahrenklassen, geänderte Schriftgrößen und herausfordernde Übergangsfristen– der Erfüllungsaufwand, der durch die Revision der CLP-Verordnung für die Industrie entsteht, ist erheblich. Eine Informationsveranstaltung der deutschen Behörden bot einen Überblick über die vielfältigen Neuerungen - und Raum für Diskussionen. Zwar war nur ein einziger Vortrag aus Sicht der Wirtschaft eingeplant, da er allerdings von Aline Rommert, der CLP-Expertin des VdL, gehalten wurde, kam auch die Sicht der Lack- und Druckfarbenindustrie zur Sprache.

Am 24. September fand in Dortmund eine Informationsveranstaltung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zum Thema „CLP-Revision – Mit neuen Vorgaben zu mehr Schutz und Nachhaltigkeit“ statt. Mit 200 Besuchern vor Ort und einem nach wenigen Tagen ausgebuchten Livestream mit 1000 Teilnehmern zeigte der Workshop das große Interesse an diesem Thema und unterstrich dessen Relevanz für die Industrie. Ziel der kürzlich durchgeführten Veranstaltung war es, einen umfassenden Überblick über die Zielsetzung der Revision sowie die einzelnen Aspekte (neue Gefahrenklassen, Umsetzungsfristen, Einstufung von Stoffen mit mehreren Bestandteilen usw.) zu geben.

Während fast alle Vorträge von Vertretern der deutschen und europäischen Behörden gehalten wurden, gab es auch eine Präsentation aus Industrie-Sicht: VdL-Expertin Aline Rommert war gebeten worden, unter dem Titel Kennzeichnungsetiketten - endlich alles lesbar?“ über die neuen Vorgaben zu den Etiketten zu sprechen. 

Wir haben Aline Rommert nach Ihren Eindrücken und Schlussfolgerungen aus der Veranstaltung gefragt

Die Neuerungen der CLP-Verordnung stammen ja aus der Feder der EU-Kommission bzw. wurden durch Parlament und Rat nochmals angepasst. Welchen Eindruck vermittelten denn die deutschen Ministerien und Behörden, ist man dort mit der Revision zufrieden?

Das ist für mich schwer einzuschätzen. Klar ist dennoch, dass auch bei den Behörden noch viele Auslegungs- und Prozessfragen offen sind.

 

Viele der vorgestellten Konzepte sind aus Sicht der Industrie alles andere als unumstritten. Wurde das in den Fragen und der Diskussionen deutlich?

Durchaus ja. Sowohl generell - so wurde z.B. die Sinnhaftigkeit der neuen Gefahrenklassen hinterfragt - aber auch problembezogen - wie mit Wassergefährdungsklassen in Bezug auf die neuen Gefahrenklassen umgegangen werden soll, oder ob einzelne Maßnahmen jeweils mit dem UN-GHS abgestimmt worden wären.

 

Ein Kritikpunkt ist ja, dass die EU mit den neuen Gefahrenklassen voranprescht und somit nicht mehr der Idee eines global harmonisierten Systems folgt. Wie sehen die Fachbehörden diese Problematik?

Das Thema ist mit einer eigenen Präsentation aufgegriffen worden, die den aktuellen Status der Diskussion und auch das geplante Vorgehen im Rahmen des Global harmonisierten Systems (GHS) der UN neutral dargestellt hat. Im Diskussionsteil wurde deutlich, dass noch einige Fragen offen sind. So wurde beispielsweise gefragt, was passiert, wenn auf UN-Ebene keine Notwendigkeit für eine solche Gefahrenklasse gesehen wird. Das kann aktuell offenbar nicht beantwortet werden.

 

In Ihrem Vortrag haben Sie die neuen Kennzeichnungsvorgaben erläutert, aber auch die Sicht des VdL dargelegt, nach der die neuen Vorgaben viel Aufwand verursachen, aber damit kaum eine Verbesserung der Lesbarkeit erzielt wird. Wie wurde das aufgenommen?

Aus den Rückmeldungen der anwesenden Industrievertreter habe ich entnommen, dass der Vortrag als wichtig empfunden wurde und ich unsere Botschaften entsprechend kommunizieren konnte. Gleichwohl scheinen Argumente, die praktische Umsetzung der neuen Regelungen betreffend, nicht immer in der von uns gewünschten Weise in den Regulierungsprozess eingeflossen zu sein. 

 

Welches Fazit würden Sie aus der Veranstaltung insgesamt ziehen? 

Ich denke, es war eine sehr gute und informative Veranstaltung, die durchaus auch genügend Platz zur Diskussion gegeben hat. Die durch die Revision bedingten Anpassungen wurden ansprechend präsentiert. Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass neben den grundlegenden Übergangsfristen auch auf die Abverkaufsfristen eingegangen worden wäre, da ich mir vorstellen kann, dass dies für alle, die die Regelungen umsetzen müssen, von großer Wichtigkeit ist.

O-Töne von der Veranstaltung

 

Die BAUA lieferte auf ihrer diesjährigen Informationsversanstaltung zur CLP-Revision einen fundierten Überblick über die anstehenden Änderungen bei der Einstufung und Kennzeichnung von chemischen Produkten. Nicht nur die Behörden, auch Industrievertreter kamen zu Wort, um die zunächst sehr abstrakten Informationen mit Leben zu füllen und die Auswirkungen, z. B. auf die neue Etikettengestaltung, zu verdeutlichen. Wünschenswert wäre gewesen, dass zu der sehr kontrovers diskutierten, zukünftigen Einstufung der MOCS, ebenfalls ein Industrievertreter die Möglichkeit bekommen hätte, die gravierenden Auswirkungen darzustellen.” - Petra Laacks, Chemical Compliance

 

Eine hervorragend strukturierte und äußerst informative Veranstaltung zu aktuellen Themen. Vor allem das Thema Etikettierung stellt eine besondere Herausforderung für die Industrie dar. Die Umstellung auf die neuen Etikettierungsvorgaben bedeutet für viele Unternehmen hohe Kosten, sowohl für die Neugestaltung von Etiketten als auch für die Anpassung der Produktionsprozesse. Was zukünftige digitale Möglichkeiten für Etiketten betrifft, bieten Technologien wie QR-Codes, digitale Plattformen und mobile Apps großes Potenzial. Insgesamt war es eine sehr gelungene und informative Veranstaltung.“ - Holger Alhoff, dibac Software GmbH

 

"Es sind unterschiedliche Inhalte auf der Vorder-, Innen- und Rückseite eines Faltetikettes geplant. Erfolgt jedoch die permanente Anbringung des Faltetikettes auf der Produktverpackung durch vollflächige Verklebung der beschrifteten Etikettenrückseite mit dem Gebinde, so würde die Kennzeichnung der Rückseite nicht mehr sicht- und lesbar werden." - Frank Brotzel, Akzo Nobel Deco GmbH  

 

"Es war insgesamt eine gelungene Tagesveranstaltung mit gut aufbereiten Inhalten der Referierenden. Es gab ausreichend Möglichkeiten in der Diskussion noch die eigenen Fragen anzubringen, garniert mit der einen oder anderen kritischen Anmerkung aus der Industrie, beispielsweise zur fehlenden Harmonisierung mit dem GHS. Mein persönliches Highlight war es, dass ich die Ansprechpartner der BAuA, aber auch einige Teilnehmende aus der Mitgliedschaft mal 'live und in Farbe' vor Ort sehen konnte.“ - Dr. Florian Ritz, Verband der Chemischen Industrie e.V.