„Sich gut informieren, konsequent vorbereiten und sich Zeit nehmen, um die konkreten und richtigen Entscheidungen vor Ort zu treffen“, fasst VdL-Präsident Peter Jansen die Erfordernisse an Manager in diesen schwierigen Zeiten zusammen.
Die Corona-Krise hat erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmen der Lack- und Druckfarbenindustrie. Seit Ende Februar wurde deutlich, dass der Ausbruch in China auch einen großen Einfluss auf die Produktion in Deutschland beziehungsweise die Lieferketten haben würde. Anfang März sagten die meisten Firmen dann Reisen und Veranstaltungen ab. Schließlich folgte in vielen Unternehmen die Einrichtung von Homeoffice und weitere Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus in der Belegschaft zu verhindern und die Aufrechterhaltung der Produktion sicherzustellen.
Wir haben uns Ende März in der Branche umgehört, wie die VdL-Unternehmen ihre Betriebe schützen und die Mitarbeiter informieren:
Peter Jansen hat als Geschäftsführer der P.A. Jansen GmbH einen Corona-Kreis einberufen, der die Empfehlungen für das Unternehmen auswertet und im Betrieb umsetzt. „Dabei hat uns das Krisenhandbuch des VdL übrigens sehr genutzt. Es hilft bei der Situations-Analyse und beim konkreten Bearbeiten der Aufgaben bis hin zur Kommunikation im Betrieb.“ Auch ohne konkreten Corona-Fall wurden die Abstandsregelungen im Betrieb umgesetzt, Homeoffice eingerichtet, Desinfektionsmittel bereitgestellt und nach und nach Reisebeschränkungen ausgesprochen. Mitte März hat Jansen dann Passierscheine ausgestellt, für den Fall, dass kurzfristig Ausgangssperren verhängt werden.
Wirtschaftlich kann Jansen nicht meckern: „Wir haben eher einen Zuwachs festgestellt und sind bis April ausgelastet.“ Die Leute würden sich zuhause einrichten, „in den Baumärkten ist einiges los“. Er mache sich als Geschäftsführer keine Sorgen. Man sei gut vorbereitet und erledige konzentriert seine Arbeit. Das beobachtet Jansen auch in der Firma, in der er täglich ansprechbar und vor Ort ist: „Es gibt Besorgnisse unter den Mitarbeitern, aber keine Panik.“ Der Umgang sei normal, „denn wir haben hier Vertrauen zueinander".
Till Stahlbusch, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Sto SE & Co. KGaA, berichtet ebenfalls, dass derzeit alle Produktionsstandorte Voll-Last fahren, „wegen der großen Nachfrage der Kunden in den dezentralen Verkaufscentern“. Nichtsdestotrotz habe auch bei Sto der Schutz der Belegschaft oberste Priorität und dafür seien umfassende Maßnahmen umgesetzt worden, die penibel überwacht würden. Und auch die interne Kommunikation sei auf eine tagesaktuelle Benachrichtigung hochgefahren worden. „Da es keine verlässlichen Prognosen des Pandemieverlaufs gibt, planen und agieren wir ‚auf Sicht‘“, erklärt Stahlbusch die Vorgehensweise für die Zukunft.
Elfriede Gartz von CD-Color GmbH & Co. KG ist voll des Lobes als wir sie fragen, wie ihr Unternehmen auf Corona reagiert hat: „Vorbildlich! Es wird immer noch viel gemacht.“ Es sei ein Krisenstab gebildet worden, der „gefühlt Tag und Nacht arbeitet“, der sich um alles kümmere und die Fragen der Mitarbeiter beantworte. Auch seien Zonen eingeteilt, damit der nötige Sicherheitsabstand eingehalten wird. Mitarbeiter, die nicht für die Produktion benötigt würden, seien nach Hause ins Homeoffice geschickt worden. Die Mitarbeiter seien „noch entspannt, aber realistisch“, berichtet Gartz. Alle würden verstehen, dass Änderungen zum Schutz aller notwendig seien und setzten diese auch konsequent um. Der weiteren Entwicklung sieht Gartz unsicher entgegen: „Bisher haben wir drei Verdachtsfälle, bestätigt wurde aber – zum Glück – noch keiner. Die Mitarbeiter befinden sich dennoch zur Sicherheit in häuslicher Quarantäne. Aber sollte es zu einem Coronafall kommen und müsste deswegen beispielsweise die Produktion schließen, wird es sehr, sehr schwierig für uns.“
Bei Sun Chemical Group GmbH wurde sofort ein Pandemie-Team gegründet, berichtet Business Director Stefan Althön. Da man ein internationaler Konzern sei, beschränke sich die Arbeit des Teams aber nicht nur auf Deutschland, sondern auf alle Standorte weltweit. „Das Team überwacht alle betrieblichen Abläufe, damit die Produktion und Lieferung unserer Produkte sichergestellt ist“, so Althön. „Und täglich werden virtuell die aktuelle Lage und notwendige Maßnahmen besprochen.“ Bisher gebe es noch keine Corona-Erkrankten. Althön ist zuversichtlich: „Wir sind gut aufgestellt und alles läuft sehr professionell.“ Auch wenn die veränderte Arbeitssituation für viele ein „Sprung ins kalte Wasser“ gewesen sei, wären alle Mitarbeiter motiviert.
Frank Gläser, Geschäftsführer der GREBE Holding GmbH, zu der auch WEILBURGER gehört, berichtet, dass sie aufgrund der Erfahrungen in China frühzeitig mit den Vorbereitungen in den Werken auf Basis eines „Business- Continuity-Plans“ begonnen haben. Und auch bei ihnen sei die Produktion weiterhin voll ausgelastet, es müsse sogar Mehrarbeit geleistet werden, um den Auftragsbestand abarbeiten zu können. Aber Gläser ist realistisch: „Diese Situation wird nicht von Dauer sein. Die weitere Entwicklung wird sicherlich herausfordernd werden, denn eine solche Situation, dass quasi die gesamte Weltwirtschaft zum Stillstand kommt, ist für uns alle ein bis dahin nicht vorstellbares Szenario.“ Er ergänzt: „Lamentieren nützt nichts, und wir müssen und werden uns der Situation pragmatisch stellen.“ Dank der umfangreich getroffenen Vorsichtmaßnahmen hätten auch sie noch keine Corona-Fälle im Unternehmen.
Auch bei der CWS-Lackfabrik GmbH & Co. KG wurden umfangreiche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen getroffen, erklärt uns Geschäftsführer Hans Helmuth Schmidt. Die Mitarbeiter seien unverzüglich aufgeklärt worden, es sei auf Inselorganisation und Homeoffice umgestellt, man habe auch die Kanti ne geschlossen. Aufgrund der Maßnahmen und „unserer angstfreien Mitarbeiter“ gebe es bei CWS keine Corona-Erkrankten. Auf die Stimmung in der Belegschaft angesprochen, sagt Schmidt: „Unsere Mitarbeiter sind frohen Mutes und freuen sich darüber, dass sie dem nun verhängten Kontaktverbot arbeitsbedingt ausweichen können.“ Aber auch er ist sich sicher, dass die Pandemie und ihre (finanziellen) Auswirkungen die Branche noch längere Zeit beschäftigen wird.
Karin Laberenz ist Leiterin der Unternehmenskommunikation bei DAW SE. Im Interview berichtet sie, dass das Krisenmanagement der DAW sehr schnell gegriffen habe und ein Krisenstab eingesetzt wurde, der weltweit agiere. Dieser Krisenstab „überwacht fortwährend die gesamte Lieferkette und arbeitet kontinuierlich daran, dass wir durch Veränderungen von Arbeitsplänen und internen Abläufen bestmöglich vor Ausfällen geschützt sind“. Auch die Stimmung in der Belegschaft sei „nach wie vor gut“. Dazu habe auch ein Video beigetragen, in dem sich CEO Ralf Murjahn weltweit an die Mitarbeiter persönlich gewendet hat. Zur weiteren Entwicklung sagt sie: „Wir müssen schauen, wie sich die Einschränkungen der Regierung und der Behörden in den kommenden Wochen auf unser Geschäft auswirken. DAW tut weiterhin alles dafür, Arbeitsfähigkeit und Lieferfähigkeit auf hohem Niveau zu erhalten.“
„Für uns hat die Gesundheit der Mitarbeiter oberste Priorität“, fasst Bettina Heyne, Bereichsleitung Marketing & Innovation bei der Keimfarben GmbH die Schutzmaßnahmen zum Coronavirus zusammen. „In dieser außergewöhnlichen Zeit geht es uns um Vorsicht und Rücksicht in jeder Hinsicht.“ Auch bei ihnen gehe es aktuell darum, die Lieferkette aufrechtzuerhalten und die Kunden und Partner auch weiterhin bestmöglich mit Material und Serviceleistungen zu unterstützen. Noch sei Keimfarben „uneingeschränkt lieferfähig“, und es gebe keine Engpässe in der Versorgung mit Rohstoff en. Auch haben sie umfangreiche Hygienemaßnahmen umgesetzt und die Mitarbeiter „soweit möglich in zwei Gruppen eingeteilt, die wechselweise vor Ort und im Homeoffice arbeiten.“ Heyne sagt zur weiteren Entwicklung: „Wir wollen und werden alles daransetzen, möglichst schnell wieder zur ‚Normalität‘ zurückzufinden. Wir setzen auf die Besonnenheit der verantwortlichen Politiker, die Vernunft der Bevölkerung, die Stärke und den Fleiß des Handwerks und unsere eigene Tatkraft. Es gilt, gemeinsam diese Krise zu meistern.“
Dr. Christiane Weiser-Zimmermann, Head of Global Communications bei BASF Coatings berichtet, dass in Münster nicht nur sehr schnell reagiert, sondern auch gehandelt wurde: „Unser Pandemie- Plan wurde früh aktiviert, und die Umsetzung eines zuvor abgestimmten Maßnahmenplans begann zügig. Zahlreiche Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter wurden schnell umgesetzt.“ Auch bei BASF Coatings beobachte man die aktuell sehr dynamische Situation ziemlich genau, um auf die veränderte Auftragslage reagieren zu können. „Dazu setzen wir beispielsweise das Instrument der Kurzarbeit ein“, erklärt Weiser- Zimmermann. „Wir reagieren maßvoll und mit Blick darauf, verantwortungsvoll auf ein Anziehen der Konjunktur in der Autoindustrie reagieren zu können.“
Corona-Krise: Kommunikation zur Pandemie
Die Corona-Krise stellt Unternehmen derzeit vor eine Vielzahl an Herausforderungen – nicht zuletzt auch kommunikativ. Die Mitarbeiter haben Ängste, die beantwortet werden wollen. Was bedeutet die aktuelle Situation für mein Unternehmen, meinen Arbeitsplatz, meine Familie? Habe ich auch morgen noch einen Job und wie wird es weitergehen in zwei, vier oder zehn Wochen? Strenge Maßnahmen wie Kurzarbeit müssen verkündet werden, und vielleicht gibt es früher oder später sogar die ersten schweren Corona-Fälle.
Um unsere Mitgliedsunternehmen in Zeiten der Pandemie zu unterstützen, haben wir unser Krisenhandbuch der Lack- und Druckfarbenindustrie um das Kapitel „Kommunikation in der Pandemie: Die Corona-Krise“ erweitert. Auch dieses Kapitel wurde verfasst von Dr. Hans-Georg Klose aus Frankfurt, der sich derzeit intensiv mit der Corona-Kommunikation befasst. Das Kapitel enthält folgende Bestandteile:
- Hinweise zu Auswirkungen der Pandemie
- Checkliste für den Pandemiefall
- Krisenstab während der Pandemie
- Checkliste für den Trauerfall aufgrund einer Pandemie
- Mitteilung eines Corona-Falls
- Pressemitteilung Trauerfall
Das Kapitel kann in den Ordner des Krisenhandbuchs problemlos eingefügt werden und komplettiert die Unterlagen. Das Krisenhandbuch können Mitgliedsunternehmen über die Geschäftsstelle bestellen.